Geeignete Gebläsetypen für den Betrieb finden!

Friedrichshafen, 26 02.2020

Die Gebläse-Auswahlhilfe. Mit diesem neuen Menüpunkt unter der Rubrik „Service“ im Hauptmenü von www.aircheck.eu unterstützt die AirCheck®-Initiative potenzielle Käufer vor der Anschaffung eines neuen Sprühgerätes für Obst und Weinbau dabei, aus der aktuellen AirCheck®-Positivliste einen oder mehrere Gebläsetypen zu finden, mit dem oder denen der Betriebsleiter seine dafür vorgesehenen Anlagen mit dem derzeit modernsten und umweltschonendsten Verfahren zur Dosierung und Applikation von Pflanzenschutzmitteln in Raumkulturen behandeln kann. Um die Luft- und auch Flüssigkeits-Vertikalverteilung eines Gebläses auf die Parzellen des zukünftigen Eigentümers einstellen zu können, müssen den Prüfstellen die mit dem zukünftigen Sprühgerät zu behandelnden Kombinationen aus Reihenabstand und Kulturhöhe bekannt sein, da aus diesen der bei dem gewünschten Gebläsetyp für die Einstellung der Arbeitshöhe maximal erforderliche Strömungswinkel ermittelt werden muss. Da bislang entgegen der Empfehlung anstelle der erforderlichen Daten aller mit dem neuen Sprühgerät zu behandelnden Parzellen meist nur die maximale Kulturhöhe im Betrieb genannt wurde, bestand ein erhebliches Risiko für fehlerhafte Einstellungen, da die höchste Kultur nicht automatisch den höchsten Strömungswinkel der Gebläseluft erfordern muss. Dieser ist immer ein Ergebnis aus Reihenabstand, Kulturhöhe und einem Gebläsetyp. Um hier den Käufer sowie die Partnerbetriebe und -Institutionen der AirCheck®-Initiative vor den schwerwiegenden Folgen einer fehlerhaften (vor allem zu niedrigen) Einstellung der Arbeitshöhe eines Gebläses zu schützen, wurde die seit Mitte Februar 2020 nutzbare Online-Version entwickelt. Die Datenerhebung und – bei einem Sprühgeräte-Kauf mit Einstellung von Luft- und Flüssigkeits-Vertikalverteilung – deren erforderliche Weiterleitung an den jeweiligen Hersteller ist zukünftig Voraussetzung der Einstellung der Luft- und auch Flüssigkeitsverteilung für Gebläse aus der AirCheck®-Positivliste bei den Herstellerprüfstellen und den Neutralen Prüfstellen.

Um über eine Zielstruktur-angepasste Fahrgeschwindigkeit und Gebläsedrehzahl bei im günstigsten Fall minimiertem Treibstoffverbrauch und nahezu lautloser Applikation sowohl einen quantitativ als auch qualitativ bestmöglichen Belag auf den Zielstrukturen zu produzieren und gleichzeitig das von der Konstruktion des Gebläses ausgehende Abdriftpotential zu minimieren, aber auch keine unbehandelten Bereiche am Gipfel der Kulturen zu hinterlassen, wird ein Gebläsetyp benötigt, der diese Anforderungen erfüllen kann. Dieses Ziel wird mit dem Gebläsetyp am besten erreicht, der mit dem niedrigsten vertikalen Strömungswinkel der Gebläseluft alle damit zu behandelnden Parzellen bis zum Gipfel mit Sprühnebel belegen kann, ohne dass dieser nennenswert wieder aus dem Bestand hinaus vertrieben wird. In drei Schritten diesen oder diese Gebläsetypen zu finden, ist die Aufgabe der neuen AirCheck®-Gebläse-Auswahlhilfe.

Wie es funktioniert?

Um die Eignung eines Gebläses für die Behandlung einer Gruppe von Obst- und/oder Rebanlagen mit unterschiedlichen Reihenabständen und Kulturhöhen fundiert beurteilen zu können, müssen dessen Luftverteilung bekannt und gewisse Mindestanforderungen an deren Qualität erfüllt sein. Diese erste Anforderung erfüllen die in der jeweils aktuellen AirCheck®-Positivliste eingetragenen Gebläsetypen; allesamt mit Querstromcharakteristik. Gebläse mit radialer oder nicht gemessener Luftverteilung sind dafür ungeeignet. Erstens, weil eine radiale (halbkreisförmige) Luftverteilung nicht auf die Behandlung eines runden bis eher rechteckigen, schlanken und senkrechten Zielobjektes einstellbar ist. Und zweitens, weil eine unbekannte Luftverteilung eine Blackbox ist: man weiß nicht, ob sie für eine ressourcen- und umweltschonende, effiziente Applikation von Pflanzenschutzmitteln geeignet ist, bei der das Gebläse nur soviel Luft produzieren muss, dass die Tropfen nur in das Zielobjekt transportiert werden und dieses weder nach oben über dieses hinaus in die freie Atmosphäre noch auf dess anderen Seite wieder verlassen dürfen. Gebläse mit unbekannter Luftverteilung sind zwar kein UFO, aber zum UBO (Unidentified Blowing Object) reicht es allemal. Um trotz einer mangelhaften Vertikalverteilung der Gebläseluft einen erfolgreichen Pflanzenschutz zu realisieren, muss dieses mit erheblich höherer Drehzahl betrieben werden, damit die fehlerhafte Luftverteilung erst weit über bzw. hinter die jeweils behandelte Zielstruktur verschoben wird, wo sie keinen Schaden mehr anrichten kann. Damit werden aber erheblich weniger der von den Düsen produzierten Tropfen an der Zielstruktur angelagert und unnötigerweise mehr mit den in der Umwelt unerwünschten Pflanzenschutzmitteln auf Nichtzielflächen abgelagert, mehr Abdrift und Lärm produziert sowie mehr Treibstoff verbraucht. Weitere unerwünschte Nebenwirkungen sind damit unvermeidlich.

Die Gebläsetypen der AirCheck®-Positivliste sind von der Qualität ihrer Luftverteilung sowie weiterer Eigenschaften prinzipiell für die Zielstruktur-angepasste Applikation geeignet, denn alle haben die AirCheck®-Typenprüfung bestanden: Ihre Luftverteilung ist bekannt und erfüllt die in der AirCheck®-Richtlinie festgelegten Anforderungen. Des Weiteren sind damit auch die maximale Arbeitshöhe bei einem Standard-Reihenabstand von 3,0 m, der maximal mögliche Strömungswinkel, Leistungsaufnahme und Treibstoffverbrauch, Lärmemissionen und Energieeffizienz sowie schlussendlich das Potenzial der Abdriftminderung und die Qualität ihrer Luftverteilung bekannt.

Eine zusätzliche Schwierigkeit für die Beurteilung der Eignung eines Gebläsetyps für die Anlagen eines potenziellen Kunden ergibt sich jedoch daraus, dass diese Gebläsetypen bei unterschiedlichen Strömungswinkeln unterschiedliche Arbeitshöhen haben: je höher der maximale Strömungswinkel eines Gebläsetyps bzw. je höher der Gebläsetyp ist, umso höher kann bei konstantem Reihenabstand die Kulturhöhe theoretisch sein. Es ist also alles möglich. Licht ins Dunkel bringt hier der oberste Luft-führende Punkt des Gebläses: er gibt an, bis zu welcher Höhe über dem Boden Luft aus dem Gebläse strömt und wie weit horizontal von der Mitte des Gebläses (= Gebläsewelle oder Mitte der Fahrgasse) entfernt dies geschieht. Damit sind von einem Gebläsetyp der AirCheck®-Positivliste alle Parameter bekannt, um zu beurteilen, ob dieser für die Behandlung einer beliebig großen Gruppe von Obst- oder Rebanlagen potenziell geeignet ist.

Um herauszufinden, welche(r) Gebläsetyp(n) dies ist/sind, muss die Gebläse-Auswahlhilfe aber auch etwas über die Parzellen des potenziellen Kunden wissen, die mit einem neuen Gebläse (meist auf einem neuen Sprühgerät) behandelt werden sollen: wie weit stehen die Baumreihen oder Rebzeilen voneinander entfernt; das ist der Reihenabstand. Und wie hoch sind die Pflanzen vom Boden bis zur obersten Spitze, das ist die Kulturhöhe.

Mit diesen Werten der mit dem neuen Gebläse zu behandelnden Parzellen und den obersten Luft-führenden Punkten der Gebläse sind alle Parameter verfügbar, um zu beurteilen, ob kein, ein, mehrere oder alle Gebläsetypen aus der AirCheck®-Positivliste für diese individuelle Gruppe von Obst- oder Rebanlagen geeignet sind.

Das Rezept: aus dem obersten luftführenden Punkt sowie Reihenabstand und Kulturhöhe einer jeden Parzelle wird für jeden Gebläsetyp der AirCheck®-Positivliste der erforderliche vertikale Strömungswinkel der Gebläseluft an dessen oberstem Luft-führenden Punkt errechnet. Ist dieser Winkel gleich oder niedriger als der bei der Typenprüfung über die maximale Arbeitshöhe bei 3,0 m Reihenabstand rechnerisch ermittelte maximal mögliche Strömungswinkel, ist der jeweilige Gebläsetyp für die Behandlung dieser Gruppen von Anlagen bzw. Rebgärten potenziell geeignet. Ist der maximal erforderliche Winkel größer als der in der Typenprüfung ermittelte, maximal mögliche Winkel, werden die Gipfel einer oder mehrerer der Anlagen nicht mehr erreicht: dieser Gebläsetyp ist damit nicht geeignet. Nach der Überprüfung aller in der Positivliste gelisteten Gebläsetypen werden in einer Liste die potenziell geeigneten Gebläsetypen, nach dem für die Anlagen eines Kunden maximal erforderlichen Strömungswinkel aufsteigend sortiert, angezeigt. Der Interessent oder potenzielle Kunde kann sich anzeigen lassen, welche Parzelle welchen Strömungswinkel erfordert und damit bestimmend für die Wahl des Gebläses sein kann.

An diesem Punkt ist nun der potenzielle Kunde gefragt: Er muss sich für einen potenziell geeigneten Gebläsetypen entscheiden. Wichtigstes Kriterium ist der maximal erforderliche Strömungswinkel. Je niedriger dieser liegt, umso besser ist das Gebläse für seine speziellen Anforderungen geeignet und umso mehr können die Vorteile der „Zielstruktur-angepassten Dosierung und Applikation“ genutzt werden. Da aber auch weitere Parameter für die Auswahl eines Gebläsetyps wichtig sind, wie z. B. Treibstoffverbrauch, Energieeffizienz, Lärmemissionen, Abdriftminderung, etc., können auch Gebläse mit einem etwas höheren Strömungswinkel, aber z. B. deutlich niedrigerem Treibstoffverbrauch oder erheblich geringeren Lärmemissionen die bessere Wahl sein. Bei Unsicherheiten unterstützen die neutralen Prüfstellen der AirCheck®-Initiative bei der Entscheidungsfindung oder es kann die zuständige Beratung für Applikationstechnik konsultiert werden.

Ist die Entscheidung für einen Gebläsetyp und damit für ein Sprühgerät eines Herstellers der AirCheck®-Initiative gefallen und dieses zusammen mit einem Auftrag für die Einstellung der Luft- und ev. auch Flüssigkeits-Vertikalverteilung bestellt, kann der Kunde die auf der Basis seiner Anlagendaten und dem gewählten Gebläsetyp auf www.aircheck.eu ermittelten Parameter für die Einstellung der Luft- und Flüssigkeitsverteilung des gewünschten Gebläsetyps per Knopfdruck direkt und fehlerfrei an den jeweiligen Hersteller übermitteln. Damit gibt er seinen bei der Bestellung des Gerätes erteilten Auftrag frei. Falls dieser Hersteller als Partnerbetrieb der AirCheck®-Initiative selbst über Luft- und Flüssigkeits-Vertikalverteilungs-prüfstande verfügt, kann er – durch zufällige Kontrollmessungen der Neutralen Prüfstellen begleitet – die Luft- und Flüssigkeitsverteilung selbst einstellen. Für Hersteller ohne eigene Prüfstände stehen Luft- und Flüssigkeits-Verteilungsprüfstände der Neutralen Prüfstellen zur Verfügung. Die erfolgreiche Einstellung der Luft- und ev. auch Flüssigkeitsverteilung des individuellen Gebläses wird durch die jeweiligen positiven Prüfprotokolle und im Fall der Luftverteilung zusätzlich mit der AirCheck®-Prüfplakette dokumentiert, deren individuelle Prüfnummer im Prüfprotokoll angegeben sein muss.

Mit dem Erwerb eines Sprühgerätes mit dem für die damit zu behandelnden Anlagen niedrigst möglichen vertikalen Strömungswinkel der Gebläseluft sowie der darauf eingestellten und positiv getesteten Luft- und Flüssigkeits-Vertikalverteilungen hat der Betriebsleiter den technisch optimalen Start für eine umwelt- und ressourcen-schonende Anwendung von Pflanzenschutzmitteln gewählt.

Für Umweltschutz im Pflanzenschutz!

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